Demenz und Alzheimer löschen Erinnerungen aus und verändern den Charakter. Zugleich bleiben Eindrücke aus Kindheit und Jugend oft erhalten und bieten Trost und Freude. Die Hörfunk-Autorin Christine Schön produziert CDs, die durch Musik und Sprachbeiträge im Stil alter Radiosendungen Erinnerungen wecken. Außerdem gibt sie pflegenden Angehörigen in Podcasts Ratschläge und ermuntert sie, eigene Bedürfnisse im Blick zu behalten.
Radio für Menschen mit Demenz wie früher im Stil der 1950er Jahre.
Ein Bericht aus alzheimeraktuell Ausgabe 02/2019
Die Veronika-Stiftung wurde mit dem Projekt "Demenz-Podcast" zusammen mit medhochzwei in der Kategorie "Herausragende digitale Kommunikation mit den Versicherten und Patienten" für den dfg-Award, dem Branchenpreis für das Gesundheitswesen, im Jahr 2020 nominiert.
„Demenz ist die größte medizinische und gesellschaftliche Herausforderung unserer Zeit.“ So die Neuropsychologin und Epidemiologin Prof. Dr. Wiesje van der Flier, die das Alzheimerzentrum der Freien Universität Amsterdam leitet. Und tatsächlich steigt die Zahl der Betroffenen ständig an. Betreut werden sie oft von Angehörigen. Nicht selten entwickelt sich diese Aufgabe zu einem 24-Stunden-Job.
Bei Demenz und Alzheimer bleiben oft Erinnerungen an die Kindheit und Jugend bestehen, wenn Erlebnisse der letzten Jahre und Jahrzehnte bereits in lose Fragmente zerfallen sind. Deshalb hat die Hörfunk-Autorin Christine Schön die „Hörzeit“-CDs produziert: Sie kombinieren im Stil von Radiosendungen aus den 1950er und 1960er Jahren Musik und Sprachbeiträge. Mit oft erstaunlicher Wirkung: So berichtet zum Beispiel Cathleen Schuster, die als Telefonberaterin bei der Alzheimer Gesellschaft Baden-Württemberg e.V. arbeitet, von der beruhigenden Wirkung und der Freude, die sie in einer Betreuungsgruppe für Menschen mit Demenz erlebte, als sie eine der CDs auflegte.
Menschen, die ihre Erinnerungen verlieren, verändern oft auch ihr Verhalten. Teils haben sie Angst, teils werden sie aggressiv, teils einfach unberechenbar. Gerade Menschen, die ihnen am nächsten stehen, bekommen diese Veränderungen hautnah zu spüren. Es stellt eine gewaltige Herausforderung dar, einen bekannten, geliebten Menschen Stück für Stück zu verlieren und eine ganz neue Beziehung mit ihm aufbauen zu müssen. Viele Angehörige gehen dabei physisch und psychisch an ihre Grenzen. In den professionell gemachten „Zeit für uns“-Podcasts gibt Christine Schön ihnen Informationen und Ratschläge zur Pflege und klärt über rechtliche und verwaltungstechnische Fragen auf. Dabei kommen auch Experten wie Ärzte, professionelle Pflegekräfte, Sozialpädagogen und Psychologen zu Wort.
Die Podcasts sollen monatlich erscheinen und sind mit Internetzugang jederzeit und überall abrufbar. So können Pflegende sie bei jeder Gelegenheit hören, wie es eben passt. Denn eine Sache liegt Christine Schön besonders am Herzen: Die Gedanken und Gefühle der Angehörigen selbst. In ihren Podcasts lässt sie diese zu Wort kommen und spricht offen an, dass auch pflegende Menschen ihre eigenen Bedürfnisse nicht vernachlässigen sollen und das Recht auf ein erfülltes Leben haben.
Sowohl die CDs als auch der Podcast werden von der Veronika-Stiftung gefördert. Entsprechend dem Motto „Die Hand zum Leben reichen“ sorgt die Stiftung so für mehr Lebensqualität, sowohl bei Menschen mit Demenz als auch bei deren pflegenden Angehörigen.
Das Demenz-Forschungsprojekt digiDEM Bayern hatte im Rahmen eines Open Innovation Wettbewerbs dazu aufgerufen, sich mit digitalen Lösungen für Menschen mit Demenz, pflegende Angehörige, interessierte Bürger*innen und ehrenamtliche Helfer*innen zu bewerben. Insgesamt wurden 19 Angebote eingereicht, von denen eine Experten-Jury nun die drei Gewinner ausgewählt hat.
Der Demenz-Podcast wurde dabei mit dem zweiten Preis ausgezeichnet und bestätigt, dass die Veronika-Stiftung das Projekt als wertvoll erkannt und zurecht unterstützt hat.
Weitere Informationen zum Preis, der steigenden Bedeutung digitaler Angebote im Bereich Demenz sowie den Säulen des Forschungsprojekts “Digitales Demenzregister Bayern”, kurz digiDEM Bayern, erfahren Sie auf der Gewinnerseite und der Information zu digiDEM:
Gewinner des Open Innovation Wettbewerbs
Zwei Säulen: digitale Unterstützungsangebote und das Demenzregister
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